In den Gebäuden des Freilichtareals sowie in den Ausstellungen werden den Besucherinnen und Besuchern eine Vielzahl an Exponaten präsentiert, die das Leben im Rheinland vergangener Tage nachzeichnen. Diese Objekte stellen allerdings nur einen Bruchteil der Sammlung dar, über die das LVR-Freilichtmuseum Kommern/Rheinisches Landesmuseum für Volkskunde verfügt. Als zentrale Sammelstelle für das materielle Erbe des Rheinlands erfüllt das Museum einen Bewahrungsauftrag, die regionalen Güter der Alltagskultur zu pflegen, zu erforschen und ggf. auszustellen. Fast alle Neuzugänge für die Sammlung erhalten zunächst Eingang in eines der vielen Magazine und Depots…und bleiben somit der Öffentlichkeit fürs Erste verborgen.

Foto: LVR-Freilichtmuseum Kommern, Hans-Theo Gerhards.
Zusätzlich zu den tradierten Ausstellungsmöglichkeiten, bietet die stetig voranschreitende Digitalisierung den Kulturinstitutionen seit Jahren ausgefeilte und breit gefächerte Wege der Präsentation im Internet an. Auf Homepages können theoretisch eine unbegrenzte Zahl an Exponaten visualisiert werden, die aus Platz-, Kosten- und Zeitgründen oder da sie thematisch aktuell nicht relevant sind, nicht in klassischen Ausstellungsräumen gezeigt werden können. Auch der Landschaftsverband Rheinland (LVR) erkannte das Potential und beschloss, ausgewiesene Quellenbestände aus den beiden Freilichtmuseen Lindlar und Kommern sowie vom Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte in Bonn (ILR) einer interessierten Öffentlichkeit und der Wissenschaft zugänglich zu machen. Mit dieser Art der Wissensvermittlung fördern die LVR-Kulturinstitutionen eine ihrer Kernaufgaben der Museumsarbeit.

Von 2013 bis 2017 erarbeiteten die drei LVR-Institutionen das „Portal Alltagskulturen im Rheinland“. Ziel des Projektes war es, heterogene und mitunter noch nicht erschlossene Bestände aufzubereiten und über eine Internet-Datenbank abrufbar zu machen. Während sich viele Webportale auf eine recht zusammenhanglose Präsentation von Einzelobjekten beschränken, entwickelte sich beim LVR das Bestreben, themenzentriert vorzugehen. In enger Absprache entwickelten die Beteiligten Fragestellungen und Themenkomplexe anhand der jeweiligen Bestände. Ein besonderer Mehrwert lag in der Verknüpfung der Sammlungen aus den drei LVR-Institutionen. So verfügt etwa das ILR über historische Filme zum Pilotthema „Bandweberei“, während in Lindlar ein Bandweberhaus mit bis ins kleinste Detail erhaltener Originaleinrichtung besichtigt werden kann und Kommern im Besitz historischer Musterbücher ist. Mit Hilfe des Online-Portals war es nun erstmals möglich, diese Quellen in Einklang zu bringen und Erkenntnisse zu generieren, die deutlich über der Aussagekraft der Objekte im jeweiligen Einzelfall lagen.
Foto während der Dreharbeiten zum Film
“Die Arbeit der Bandwirker im Bergischen Land”, 1975.
Foto: Gabriel Simons/©LVR.Werkstatt im Bandweberhaus des LVR-Freilichtmuseums Lindlar.
Foto: Landschaftsverband Rheinland, Dieter Wenig.
Über die Dokumentation der entsprechenden Objekte, Fotos, Filme und Dokumente hinaus, sind alle Themen und Sachverhalte mit Überblickstexten versehen, die den Leserinnen und Lesern eine bessere soziokulturelle Verortung der Quellen ermöglichen sollen. Den groben zeitlichen Rahmen stellt dabei das 20. Jahrhundert dar. Für die im Portal bislang aufgegriffenen Themen Arbeits-, Nahrungs- und Wohnkulturen sowie der Landwirtschaft sind allesamt grundlegende Wandlungsprozesse von lokal bzw. rural geprägten Strukturen zu einer in allen Belangen technisierten und global agierenden Alltags- und Arbeitswelt zu verzeichnen. Sind etwa auf den Webstühlen der Bandweberei vormalig zumal modische Accessoires wie Hut-, Trachten- und Besatzbänder oder Hosenträger gefertigt worden, werden heute von dieser Branche z. B. Sicherheitsgurte, Jalousienbänder und Bänder sowie Bandagen für medizinisch-orthopädische Zwecke produziert.
Trachten- und Besatzbänder aus der Sammlung des
LVR-Freilichtmuseums Kommern.Modernes Venenstauband aus der Sammlung des
LVR-Freilichtmuseums Kommern.
Das Portal bietet den Besucherinnen und Besuchern eine Fülle an Informationen und Recherchemöglichkeiten zum kulturellen Wandel des Alltagslebens im Rheinland des 20. Jahrhunderts. Beispielsweise ermöglicht ein Orts-Thesaurus die Suche nach spannenden Objekten und interessanten Dokumenten aus der Heimatstadt oder der neuen Wahlheimat. Mittelfristig soll das Portal mit weiteren Themenbereichen und entsprechenden Objekten, Fotos und Dokumenten aus Lindlar, Bonn und Kommern ergänzt werden. Auch die Startseite wird regelmäßig überarbeitet, um Verknüpfungen zu aktuellen Ereignissen oder jahreszeitlichen Gegebenheiten zu bieten. Verweise zu weihnachtlichen Rezeptheften, Backmodeln und Weihnachtstellern finden sich in der Adventszeit ebenso wie Reise-Tauchsieder für den klassischen Camping-Urlaub in Italien der 1950er-Jahre und Ansichten von historischen Strandbädern in den Sommermonaten.
Reise-Tauchsieder aus der Sammlung des LVR-Freilichtmuseums Kommern.
Foto: LVR-Freilichtmuseum Kommern, Hans-Theo Gerhards.Weihnachtsteller „Stille Nacht / Heilige Nacht“ aus der Sammlung des LVR-Freilichtmuseums Kommern.
Foto: LVR-Freilichtmuseum Kommern, Hans-Theo Gerhards.
Unsere Vergangenheit ist wichtig, damit wir wissen,warum wir sind was wir sind.