Man sollte meinen, dass es nachts im Museum sehr ruhig ist und alles schläft. Die Aufnahmen, die uns mithilfe einer Nachtsichtkamera im Projekt “Nachts im Museum” gelungen sind, haben uns mal wieder gezeigt, dass das ganz und gar nicht der Fall ist. Vor einiger Zeit ist uns ein Dachs vor die Linse gelaufen.
Der Dachs (Meles meles) gehört zoologisch zu den Mardern, auch wenn er äußerlich mit seinen 10 – 15 Kilogramm Gewicht mehr einem gedrungenen, überfütterten Hund ähnelt. Das überwiegend graue Tier hat eine auffällige Gesichtszeichnung, die seinen im Vergleich zum restlichen Körper kleinen Kopf optisch noch schmaler wirken lässt. Die zur Schnauze hin spitz zulaufenden weißen und schwarzen Streifen fallen auch von Weitem sofort auf. Auch auf unserem Video ist dies gut zu erkennen.
Dachse sind ausgesprochen nachtaktiv. Nur an langen Sommertagen kann man sie gelegentlich auch schon vor Anbruch der Dunkelheit zu Gesicht bekommen. Den Tag verbringen Dachse im Familienverband in ihren Erdbauten, die über die Jahre beachtliche Ausmaße erreichen können. Die oft über mehrere Etagen ausgedehnten und viele Generationen lang bewohnten Bauten verfügen über zahlreiche Gänge und Kessel.
Dachsbauten werden nicht selten von anderen Tieren, wie dem Fuchs, mitbewohnt – natürlich in unterschiedlichen Kesseln. Auch Kaninchen wurden bereits in einer solchen Wohngemeinschaft beobachtet. Im Bau herrscht „Burgfrieden“: Leben und leben lassen ist hier das Motto.
Bevor ein Dachs auf seinen nächtlichen Streifzug durch den Wald geht, rüttelt und schüttelt er sich ausgiebig und laut brummend in seinem Bau. Der Jäger nennt das auch „Rumpeln“ und „Pumpeln“.
Der Speiseplan eines Dachses ist, typisch Allesfresser, kunterbunt: Von pflanzlicher Nahrung wie reifen Feldfrüchten, Fallobst, Beeren und Gräsern, über Kleinsäuger, Vogelgelegen bis hin zu Würmern, Schnecken und Insekten nimmt er alles, womit er sich über das Jahr hinweg einen dicken Speckmantel anfuttern kann. Im Herbst führt ihn sein Weg regelmäßig auf unsere Streuobstwiesen, wo er Fallobst findet, das ganz bewusst für wilde Tiere im Museum liegen bleibt.
Einen richtigen Winterschlaf halten Dachse zwar nicht, doch verdämmern sie den Großteil der kalten Jahreszeit im Bau. Da ist ein gutes Fettpolster viel wert, bis es im Frühjahr wieder regelmäßig hinausgeht.
Dachse kommen im zeitigen Frühjahr (Februar/März) blind und mit dünner, weißer Behaarung zur Welt. Die 2-5 Geschwister werden etwa drei Monate lang gesäugt und lassen sich erstmals im Juni vor dem Bau zum Spielen beobachten. Wahrscheinlich ist diese lange Aufzuchtzeit dafür verantwortlich, dass Dachsmütter nur alle zwei Jahre Junge werfen.
Natürliche Feinde hat der Dachs in unseren Breiten nicht. Zu teilweise hohen Verlusten kommt es leider, wenn die Tiere auf ihren nächtlichen Wanderungen dem Straßenverkehr zu nahekommen.