Einmal feucht durchwischen, bitte! – Ein Teich wird saniert

Doch damit ist es leider nicht getan: Die Gartenanlagen des LVR-Freilichtmuseum Kommern erfordern jedes Jahr einen erheblichen Pflegeaufwand – bis in den Winter hinein. Bei den Hausgärten in den historischen Baugruppen heißt dies beispielsweise letzte Früchte ernten und konservieren, Stauden zurückschneiden und Pflanzen wie Dahlien und Co. ausgraben, die nicht im Boden überwintern können. Schließlich Empfindliches abdecken, die Beete umgraben und den Boden lockern.

frisch gepflügter, noch unbepflanzter Garten
Garten am Haus aus Ruppenrod.
Foto: LVR-Freilichtmuseum Kommern, Ute Herborg

In den Gärten der zeitgeschichtlichen Baugruppe Marktplatz Rheinland ist dies nicht wesentlich anders. Allerdings müssen hier keine Früchte geerntet werden, da es sich um reine Ziergärten handelt. Und doch gibt es auch hier aufwändige und sehr spezielle Maßnahmen: Fische retten, Schlamm schaufeln, Wurzeln entwirren und Steine schleppen. Worum geht es? Um die Sanierung des Teiches am Bungalow Kahlenbusch.

Doch vorab noch ein paar Worte zu den zeittypischen Gartenanlagen.

Zierteich mit Wasserpflanzen
Zierteich am Bungalow Kahlenbusch. Foto: LVR-Freilichtmuseum Kommern, Ute Herborg

In den Jahren des Wirtschaftswunders begann man, großen Wert auf die Gestaltung der Grünflächen, vor allem des hinter dem Haus gelegenen „Wohngartens“ zu legen. Längst waren die ländlichen Nutzgärten reinen Zierbeeten und Rekreationsbereichen gewichen. Das Einfamilienhaus und seine Gartenanlage sollten eine Einheit bilden. Angestrebt wurde ein fließender Übergang zwischen Innen und Außen, nämlich Wohn- und Gartenbereich. Gartenarchitekten wurden beauftragt und Themenbereiche wie Steingärten oder Wassergärten angelegt. Dazu gehörten oft kleine Zierteiche mit Wasserpflanzen, Fischen, Natursteinen, Springbrunnen oder kleinen Wasserläufen.

Dieser Mode entsprechend entstand auch im Garten Kahlenbusch des Museums ein kleiner Zierteich, zu dem von der Terrasse aus ein Plattenweg führte. Diese Gar­teneinheit ist heute gleichsam ein Spiegelbild zeitgenössischer Abbildungen aus Publikationen zur Gartengestaltung. Belebt durch Goldfische, Molche und Frösche, die Spiegelreflexe des Wassers, Iris und Seerosen begeistert die Anlage kleine und große Museumsgäste.

Rand des Teiches mit Pf
Anlage eines Randbeetes 2016.
Foto: LVR-Freilichtmuseum Kommern, Ute Herborg

Im Jahr 2016 erhielt der kleine Teich ein Randbeet mit Gräsern und Farnen, um den Eindruck eines typischen Wassergartens noch besser in Szene zu setzen. Leider entwich zunehmend Wasser aus dem Becken, so dass eine erste Sanierung nötig war.

Im Sommer 2020 war es erneut soweit: Die Wasserpflanzen hatten enorm an Wuchs und Dichte zugelegt, abgestorbene Pflanzenteile, Schlamm und Steine am Boden verringerten den Lebensraum für die Tiere im Teich, und der Wasserpegel fiel ständig auch über das Maß der Verdunstung im heißen Sommer hinaus. Daher startete im November 2020 eine erneute Sanierung.

Museumsmaurer Johannes Zingsheim „translozierte“ die Fische und Molche in den größeren Teich im Bergischen Land, räumte Pflanzen, Steine und das Sicherungsgitter aus und dichtete das Becken wieder fachmännisch ab.

Teich mit ausgeräumten Steinen und Pflanzen
Entleertes Becken vor der Sanierung.
Foto: LVR-Freilichtmuseum Kommern, Ute Herborg

Nach der Pflicht die Kür: Kollege Zingsheim errichtet mit viel Geschick eine geschwungene „Natursteinmauer“ mit Durchlässen als Rückzugsraum für die Fische. Denn auf dem Bergrücken des Kahlenbusch hat der Reiher leichtes Spiel – wie man im Frühsommer leidvoll erfahren musste…

Museumsvolontärin Vanessa Sterner kümmert sich derweil um den Rückschnitt und die Versorgung der Wasserpflanzen, die dann sorgfältig wieder zwischen weiteren Steinen im Becken platziert werden. Während der Arbeiten entspinnt sich ein lebhaftes Gespräch zwischen zwei erfahrenen „Aquaristik-Experten“: Die Kenner diskutieren über die Wahl der geeigneten Fische – sozusagen zwischen Koi und Karpfen, Goldfisch und Guppy. Aber auch die Anreicherung mit Sauerstoff im kleinen Becken durch Einbau eines kleinen Springbrunnens oder eines Mini-Wasserfalls am Randbeet kommt zur Sprache. Ein guter Vorschlag für die nächste Saison, der aber weitere Vorarbeiten im Bungalowgarten mit sich bringt.

Schließlich wird das Sicherheitsgitter eingelassen und mit Steinen beschwert. „Wasser marsch“ zur Neubefüllung! Auf dass die Besucherinnen und Besucher bald nicht nur ein geöffnetes LVR-Freilichtmuseum Kommern erleben, sondern sich auch an der frisch sanierten Teichanlage im Bunglowgarten erfreuen können.

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