Nähert man sich als Besucherin oder Besucher den ersten Häusern der Baugruppe Westerwald, wird man häufig von hämmernden und klopfenden Geräuschen empfangen, nicht selten hört man auch fröhliches Pfeifen oder Singen. Ist die Schmiede in Betrieb, kommt kaum ein Gast an ihr und dem fleißig arbeitenden Schmied vorbei, auch wenn es eines der kleinsten Gebäude im Museum ist.

Foto: LVR-Freilichtmuseum Kommern
Als letzter Betreiber der Schmiede in Bornich, einem kleinen Dorf südlich von Koblenz, arbeitete hier bis 1950 der Schmiedemeister Wilhelm Kesser als Huf- und Wagenschmied. Sein Enkel Matthias Brodt erinnert sich noch heute, dass er öfter nach dem Kindergarten auf der Schwelle der Schmiede gesessen und seinem Opa bei der Arbeit zugesehen hat. In der Mitte der kleinen Schmiede stand der Amboss, links war die Esse, darüber der von Hand gezogene Blasebalg aus Rindsleder. Das Haus war nur mit einer Petroleumlampe beleuchtet, da es keinen Strom in der Schmiede gab. Besonders hat den Jungen das Feuer beeindruckt, das in der Esse brannte und das der Schmied mit dem Blasebalg kontrolliert auf die benötigte Temperatur bringen konnte.
Matthias Brodt erinnert sich, wie er einmal die Gelegenheit nutzte und den Blasebalg zog, als sein Opa eben im Haus etwas holen musste. Es kam zu einem regelrechten Feuerwerk und der erschrocken zurückeilende Großvater musste feststellen, dass das Pflugmesser, an dem er gerade arbeitete, von der extremen Hitze verbrannt worden war. Die Feuergefahr, die von der Schmiede auch bei korrekter Handhabung und ohne Unfug treibende kleine Jungen ausging, war auch der Grund, weshalb Schmiedegebäude grundsätzlich allein standen und nicht an ein Haus angebaut waren. Das Dach war mit Schiefer gedeckt und nicht, wie bei anderen Häusern im Ort üblich, mit Stroh.


Foto: Archiv LVR-Freilichtmuseum Kommern
Matthias Brodt hat aber nicht nur persönliche Erinnerungen an die Schmiede. Er berichtet von einem weiteren interessanten Detail: Seine Mutter erzählte, dass die Schmiede ursprünglich als Hofschmiede auf dem „Hof Esrod“ zwischen Rettershain und Weisel gestanden haben soll. Bauliche Spuren deuten jedoch darauf hin, dass das Gebäude als Garten- oder Weinbergshäuschen gebaut wurde. Sicher ist jedoch, dass die Schmiede einen Umbau erfahren hat. Wo heute die Tür sitzt, befand sich ursprünglich eine Verstrebung wie an der gegenüberliegenden Seite. Die Tür war mittig an der Front eingelassen.
1966 verkaufte sein Vater, August Brodt, die Schmiede für 800 DM an das Freilichtmuseum. Sie sollte abgerissen werden, da sie die Fenster des danebenstehenden Hauses verdeckte. So wurde die Schmiede also ein zweites Mal versetzt und ist seitdem im Freilichtmuseum in der Baugruppe Westerwald/Mittelrhein zu besichtigen und wird regelmäßig vom Museumsschmied betrieben.
Ein vielfältiges Handwerk
Der Schmied war früher im Dorf einer der wichtigsten Handwerker. Viele Menschen mussten für die ein oder andere Sache auf seine Fertigkeiten und sein Geschick, mit Feuer und Eisen umzugehen, zurückgreifen:

Er erstellte Eisenteile für landwirtschaftliche Geräte und Werkzeuge, ohne die die Arbeit auf den Feldern kaum möglich gewesen wäre. Mit der Industrialisierung wurden seine Fähigkeiten sogar noch stärker gebraucht, da der nun die industriell aus Stahl – und nicht wie vorher aus Holz – gefertigten Pflüge und Eggen reparieren musste. Gemeinsam mit dem Stellmacher stellte er Wagenräder her. Denn der Ring aus Holzstücken, die das Rad bilden, wird von einem Eisenreifen zusammengehalten. Die Arbeiten laufen Hand in Hand, da der Reifen heiß auf das Holzrad aufgesetzt werden und dann sofort mit Wasser abgekühlt werden müssen. So zieht er sich zusammen und presst die Holzteile aneinander. Des Weiteren fertigte der Schmied Tritteisen für Fahrkühe und Hufeisen für Pferde. Diese waren zum Schutz der Hufe nötig, wenn die Tiere nicht nur auf dem Acker, sondern auch über gepflasterte Straßen laufen sollten. Eine seiner wichtigsten Aufgaben war daher auch das Beschlagen der Zugtiere mit Hufeisen.
Zudem schmiedete er Kesselhaken, Scharniere oder Bänder für Türen und Fenster, er stellte Laternen, Gitter und Zäune her. Kurz gesagt – er war aus dem dörflichen Leben nicht wegzudenken.