Das Freilichtmuseum als Heimat für seltene Tiere

Neben vielen anderen alten Haustierrassen leben bei uns im Freilichtmuseum auch die vom Aussterben bedrohten Glan-Donnersberger Rinder. Sie gehörten früher neben Gänsen, Hühnern, Schweinen und Ziegen zum Dorfbild dazu und wurden von den Bauern als Arbeits- und Nutztiere eingesetzt.  

Zwei Rinder auf einem Feld, im Hintergrund eine Windmühle
Glanrinder bei der Arbeit im Freilichtmuseum. Foto: LVR-Freilichtmuseum Kommern, Hans-Theo Gerhards.

Historische Bedeutung

Die Bauern in der Eifel legten Wert darauf, dass ihre Rinder „Allround-Talente“ waren. So waren die Glan-Donnersberger Rinder Dreinutzungsrinder, die sichdurch ihre harten Klauen gut auf den kargen Eifler Böden bewegen und ausdauernd arbeiten konnten. Zusätzlich lieferten sie trotz dürftigem Futter gute Milch und am Ende ihres Lebens auch Fleisch und trugen so zur Ernährung der Bauernfamilie bei. Da Pferde oder Ochsen zu teuer in Kauf und Unterhalt waren, wurden oft die Kühe angespannt. In manchen Jahren war die Armut so groß, dass sich die Bauern von Viehhändlern oder Großbauern eine Kuh ausleihen mussten, um die nötigen Arbeiten ausführen zu können. Sehr lange hielt sich in der Eifel die Meinung, dass Glan-Donnersberger Ochsengespanne stärker seien als Pferdegespanne.

Schwarzweiß-Foto eines Ochsengespanns, das von einem Kind und einem Mann geführt wird
Ochsengespann auf dem Weg zum Feld.
Foto: Archiv LVR-Freilichtmuseum Kommern

Die Eifel war im 19. Jahrhundert auch als „Rheinisches Sibirien“ bekannt, da die Landschaft als rauh, kalt und öde galt. Daher war die wirtschaftliche Situation der Eifler Bauern recht trostlos. Zusätzlich durch die in der Eifel weit verbreitete Realerbteilungverkleinerte sich von Generation zu Generation der Besitz. Denn alle Erben erhielten denselben Anteil vom Nachlass. Die Folge waren oftmals sehr kleine Betriebe mit wenig Land, sodass die Viehhaltung einen wichtigen Wirtschaftsfaktor für die Kleinbauern bildete.

Zuchtgeschichte

Ursprünglich stammte das Glan-Donnersberger Rind aus dem Glantal und dem Gebiet um den Donnersberg im Nordpfälzer Bergland und verbreitete sich von dort aus rasch Anfang des 19. Jahrhunderts auf dem Hunsrück und in der Eifel. Die Anfänge der Zucht gehen bis ins 18. Jahrhundert zurück. Herzog Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken erließ die Körverordnung vom 12. September 1773, in der er die Kreuzung des einheimischen roten kleinen Landviehs durch Deckbullen des Simmentaler und Berner Höhenviehs anordnete. Während der französischen Besatzungszeit erhob Napoleon das Gland Rind zum Normalschlag in den links rheinischen Departements und führte so zu einer Verbreitung der Rasse.

Ein Mann und eine Frau spannen zwei Rinder vor einen Wagen
Vorbereitungen zur Ernte im Hunsrück mit Ochsengespann, 1960er Jahre Foto: Archiv LVR-Freilichtmuseum Kommern

Noch in den 1930er Jahren waren mit etwa 76% der Großteil der Rinder in der Eifel Glan-Donnersberger. Sogar Anfang der 1950er Jahre wurden noch 60 % der Milchkühe in der Eifel zu Gespannarbeiten eingesetzt. Doch mit der zunehmenden Technisierung wurden die Glan-Donnersberger Rinder als Arbeitstiere immer mehr verdrängt. Jetzt waren andere Eigenschaften mehr gefragt, so wie die Milchleistung. Verschiedene Einkreuzungen von anderen Rassen führten zu größerer Milchleistung, sodass die ursprüngliche gelbe Glanviehrasse nur noch in geringen Restbeständen vorhanden war.

Daher waren die Glan-Donnersberger Rinder Mitte der 1980er vom Aussterben bedroht. Der „Verein zur Erhaltung und Förderung des Glanrindes“ machte sich die Rückzucht und Erhaltung dieser Rinder zur Aufgabe. Zu diesem Zeitpunkt gab es in NRW nur noch drei Tiere der Rasse, alle davon im Freilichtmuseum Kommern. Die restlichen der insgesamt 25 aufgefundenen lebten in Rheinland-Pfalz. Da es keine geeigneten Zuchtbullen mehr gab, wurden die Tiere mittels tiefgefrorenem Sperma nachgezüchtet.  

Mann schaut in ein Mikroskop
Tierarzt beim Embryo-Transfer unter dem Mikroskop, 1987 Foto: LVR-Freilichtmuseum Kommern, Klaus Dittert

Glan-Donnersberger im Freilichtmuseum

Inzwischen hat sich die Population etwas erholt, es gibt heute wieder etwa 2000 Tiere. In diesem Jahr wurde im Freilichtmuseum ein Kälbchen geboren. Unsere Landwirtinnen und Landwirte bilden im Moment einen Ochsen als Arbeitstier aus. Alexander wird mit einem Stirnjoch angespannt und übt momentan noch Wagen oder Baumstämme zu ziehen, bis er später für die Arbeit auf dem Feld oder im Wald eingesetzt werden kann.  

Zwei Frauen führen einen Ochsen, der einen Wagen zieht

Ausgewählte Literatur

Arbeitskreis Eifeler Museen (Hrsg.): Dünnbeinig mit krummem Horn. Die Geschichte der Eifeler Kuh oder der lange Weg zum Butterberg. Meckenheim 1986.

Brustmann, Josef: Untersuchungen über das Glan-Donnersberger Vieh und seine Leistungsfähigkeit. Gießen 1910.

Frase, Walter: Entwicklung der Zucht des Glan-Donnersberger Rindes im Regierungsbezirk Trier und ihre Blutlinien. Trier 1935.

Mayer, Josef: Die besondere Berechtigung der Zucht des Glan-Donnersberger Rindes in der Eifel im Vergleich zu anderen Rassen. Hannover 1938.

Singhof, Hermann: Blutlinien der Glanviehzucht unter besonderer Berücksichtigung der Leistungsvererbung. Altenkirchen 1954 (= Arbeiten aus der deutschen Tierzucht, 33). https://de.wikipedia.org/wiki/Glanrind (zuletzt abgerufen am 24.5.2023)

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